Leitfaden für Führungskräfte zur Arbeitszeiterfassung

Ein kurzer Leitfaden für Führungskräfte zur Arbeitszeiterfassung

In der modernen Unternehmenswelt trifft man immer wieder auf das Thema Zeiterfassung. Doch wie entscheidend ist eine effektive Arbeitszeiterfassung für den Erfolg eines Unternehmens? Welche gesetzlichen Vorgaben gelten in Deutschland und Europa? Und wie lässt sich eine Balance zwischen betrieblicher Kontrolle und dem Schutz der Arbeitnehmerinteressen finden?

Ein strukturiertes Zeiterfassungssystem stellt nicht nur die Einhaltung arbeitsrechtlicher Vorschriften sicher, sondern kann auch die Produktivität und Motivation der Mitarbeiter steigern. Allerdings sind nicht nur bei der Einführung eines Systems zur Zeiterfassung wichtige Punkte zu beachten. Auch nach der erfolgreichen Implementierung muss das System regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.

Dieser Leitfaden gibt Ihnen als Führungskraft konkrete Hinweise, wie Sie die Zeiterfassung effektiv gestalten, rechtliche und technische Aspekte berücksichtigen und gleichzeitig die Bedürfnisse Ihrer wertvollsten Ressource nicht vernachlässigen: Ihrer Mitarbeiter.

1. Verständnis der Zeiterfassung

1.1 Warum ist Zeiterfassung wichtig?

  • Rechtliche Anforderungen erfüllen: Gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 1 Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) sowie dem Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 13. September 2022 (Az. 1 ABR 22/21) sind Arbeitgeber in Deutschland verpflichtet, ein System zur Zeiterfassung einzuführen.
  • Transparenz und Fairness: Ein nachvollziehbares System schafft Vertrauen und verhindert Unstimmigkeiten bei der Arbeitszeitberechnung.
  • Effiziente Ressourcenplanung: Unternehmen können Engpässe besser erkennen und die Personalplanung optimieren.

1.2 Chancen und Herausforderungen der Zeiterfassung

Die Zeiterfassung ist kein Allheilmittel, sondern ein Werkzeug – ihre Wirkung hängt davon ab, wie sie gestaltet und genutzt wird.

Wichtige Aspekte, die berücksichtigt werden sollten:

  • Klare Regeln aufstellen: Eine eindeutige Definition aller Richtlinien und Vorgaben vermeidet Missverständnisse.
  • Transparenz im Team fördern: Die Einführung oder Anpassung eines Zeiterfassungssystems sollte offen und im Voraus kommuniziert werden.
  • Balance zwischen Vertrauen und Kontrolle finden: Zeiterfassung sollte nicht als reines Kontrollinstrument verstanden werden – denn Kontrolle erfordert Aufwand und kann das Betriebsklima belasten.
  • Gerechtigkeit: Die Dokumentation der Arbeitszeit dient als Nachweis für Mitarbeiter und Arbeitgeber.
  • Zeiterfassung als neutralen Faktor begreifen: Sie dokumentiert lediglich Anwesenheit, nicht die Qualität der geleisteten Arbeit.

2. Gesetzliche Rahmenbedingungen

Die rechtlichen Vorgaben zur Arbeitszeiterfassung sind durch nationale und europäische Regelungen definiert:

  • Europäischer Gerichtshof (EuGH, Urteil C-55/18, 2019): Arbeitgeber müssen ein „objektives, verlässliches und zugängliches System“ zur Erfassung der Arbeitszeit einrichten.
  • Bundesarbeitsgericht (BAG, 2022): Arbeitgeber in Deutschland sind verpflichtet, die Arbeitszeit systematisch zu erfassen, selbst ohne ausdrückliche nationale Umsetzungsgesetze.
  • Arbeitszeitgesetz (ArbZG): Vorgaben zu Höchstarbeitszeiten (§ 3 ArbZG), Ruhepausen (§ 4 ArbZG) und Ruhezeiten (§ 5 ArbZG) müssen beachtet werden.

3. Praktische Umsetzung der Zeiterfassung

3.1 Spannungsfeld Zeiterfassung

  • Veränderte Wahrnehmung: Für manche Mitarbeiter kann Zeiterfassung ein Gefühl der Überwachung hervorrufen, während andere sie als nützliches Instrument zum Arbeitszeitnachweis betrachten.
  • Umgang mit Überstunden: Einige Unternehmen befürchten, dass die Zeiterfassung zu unerwünschten Überstunden führt, während andere sie nutzen, um genau diese zu vermeiden, zum Beispiel indem Ursachen für ungeplante und unnötige Überstunden aufgedeckt werden können.

3.2 Vertrauensbasierte Zeiterfassung vs. traditionelle Kontrolle

  • Vertrauen aufbauen: Schaffen Sie ein Vertrauensverhältnis, indem Sie Mitarbeitern die Verantwortung für ihre eigene Zeiterfassung übertragen.
  • Flexibilität und Motivation: Eine Kultur der Eigenverantwortung erhöht die Motivation der Mitarbeiter und ermöglicht flexiblere Arbeitszeitmodelle ohne permanente Kontrolle.

3.3 Auswahl des passenden Zeiterfassungssystems

  • Digitale Systeme: Moderne Lösungen (z. B. Zeiterfassungs-Apps, biometrische Systeme) können Verwaltungsaufwand reduzieren.
  • Integration: Eine nahtlose Anbindung an bestehende HR- und Lohnabrechnungssysteme ist empfehlenswert.
  • Benutzerfreundlichkeit: Ein intuitives System erhöht die Akzeptanz bei den Mitarbeitern.

3.4 Klare Regeln und Richtlinien definieren

Definieren Sie klare Erwartungen und Richtlinien zur Zeiterfassung.

Folgende Fragen sollten Sie sich vor der Einführung stellen:

  • Wann beginnt und endet die Arbeitszeit?
  • Habe ich im Unternehmen feste Arbeitszeiten und Schichtpläne, oder arbeiten meine Mitarbeiter mit Gleitzeit?
  • Werden Wegezeiten und Umkleidezeiten berücksichtigt?
  • Müssen Pausen aktiv erfasst werden oder werden sie automatisch abgezogen?
  • Wie werden Überstunden erfasst und genehmigt? Wie sollen Überstunden abgebaut werden?

3.5 Schulung und Kommunikation

  • Mitarbeiterschulungen: Eine umfassende Schulung stellt sicher, dass alle Beteiligten das System richtig nutzen.
  • Offene Kommunikation: Ein transparenter Austausch reduziert Widerstände und Missverständnisse.

4. Zeiterfassungskultur im Unternehmen etablieren

4.1 Vertrauen und Eigenverantwortung fördern

  • Mitarbeiter einbinden: Beteiligung an der Systemgestaltung kann Akzeptanz erhöhen.
  • Flexibilität bewahren: Zeiterfassung sollte nicht als Kontrolle, sondern als Hilfsmittel verstanden werden.

4.2 Feedback und Anpassungen

  • Regelmäßige Evaluation: Funktioniert das System reibungslos? Gibt es Verbesserungspotenzial?
  • Feedback einholen: Die Meinung der Mitarbeiter berücksichtigen und Optimierungen vornehmen.

5. Umgang mit Unregelmäßigkeiten

5.1 Abweichungen in der Zeiterfassung und Arbeitszeitbetrug

  • Offene Klärung: Gespräche führen, um Ursachen zu verstehen.
  • Nachvollziehbare Regeln: Sanktionen nur bei bewusstem Missbrauch.

5.2 Sonderfälle und individuelle Anpassungen

  • Homeoffice und mobiles Arbeiten: Sicherstellen, dass Arbeitszeiten auch hier rechtskonform dokumentiert werden können.
  • Teilzeit und flexible Arbeitszeiten: Individuelle Regelungen schaffen, die den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.

6. Zeiterfassung mit MEP24web

  • Das Zeitkonto dokumentiert verlässlich und zugänglich alle Arbeits- und Pausenzeiten.
  • Die geplante Zeit wird automatisch zur „erfassten Zeit“, wenn keine abweichenden Einstellungen vorgenommen werden.
  • Die kostenlose Option „Ist-Zeiten“ ist ein unbürokratisches Instrument, mit dem Mitarbeiter ihre Zeiten selbst erfassen können.
  • Das Zusatzmodul „ZiB – Zeit im Blick“ bedient die seit einigen Jahren wachsende Nachfrage nach technischer Zeiterfassung.

Fazit

Ab einer gewissen Unternehmensgröße vereinfacht ein strukturiertes Zeiterfassungssystem den Aufwand, für viele Mitarbeiter die gesetzlichen Anforderungen zur Zeiterfassung zu erfüllen. Entscheidend ist eine transparente, vertrauensvolle Umsetzung, die sowohl rechtliche Vorgaben und betriebliche Anforderungen berücksichtigt, als auch dem Faktor Mensch gerecht wird.

Bedenken Sie immer, dass Zeiterfassungssysteme lediglich Anwesenheiten dokumentieren und keine Aussage über die Qualität der geleisteten Arbeit liefern. Und schon gar nicht lösen Sie tieferliegende Probleme im Team wie mangelndes Vertrauen oder fehlendes Engagement.

Wir helfen Ihnen bei der Umsetzung

Verwenden Sie diesen Leitfaden als Grundlage, um ein faires, effizientes und nachhaltiges Zeiterfassungssystem in Ihrem Unternehmen zu etablieren.

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Bildnachweis: MEP24 Software GmbH, Canva Pro

Anmerkung: Dieser Blogbeitrag ersetzt keine Rechtsberatung, für Inhalte wird keine rechtliche Gewährleistung seitens der MEP24 Software GmbH übernommen. Für eine verbindliche Rechtsberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Rechtsbeistand oder Steuerberater.

Quellen:

Arbeitsschutzgesetz: https://www.gesetze-im-internet.de/arbschg

Arbeitszeitgesetz: https://www.gesetze-im-internet.de/arbzg

„Stechuhr-Urteil“ des EuGH (C-55/18): https://curia.europa.eu/

Vollständige Pressemitteilung zum BAG-Grundsatzurteil (1ABR 22/21): https://www.bundesarbeitsgericht.de/presse/einfuehrung-elektronischer-zeiterfassung-initiativrecht-des-betriebsrats/